Warten
Tatortzeit. Sonntagabend. Lasse ruft an.

Lasse ist mein Nachbar und betreibt ein Modegeschäft. Seine Geschäftsidee: er kauft die Lagerbestände insolventer Boutiquen und Modegeschäfte auf, auch Bekleidung mit Transportschäden. Und verkauft diese Bekleidung dann in seinem Göteborger  „Outlet“. Ein gutes Geschäft anscheinend. Lasse fährt gern große und teure Autos und hat immer schon von einer großen BMW-Limousine geträumt. 12 Zylinder soll die haben, und Lasse ist auch fündig geworden. In Hamburg hat er sein Traumauto gefunden und sofort gekauft. Nun ist Lasse auf dem Rückweg mit dem Superwagen nach Schweden. Er ist begeistert: zwischen Hamburg und Oldenburg in Holstein konnte er den 7er BMW mal richtig ausfahren – die Landschaft flog vorbei. Kurz vor der Fehmarn-Sund-Brücke dann der Schock: am Armaturenbrett taucht der Text „Warten“ auf. Lasse steigt in die Bremse, sucht hektisch nach einem Parkplatz, stoppt auf dem Gelände der ARAL-Tankstelle bei Oldenburg. Und ruft mich sofort an. Warum soll er jetzt „warten“? Was steht an? Lasse hat sein 12-Zylinder-Triebwerk abgestellt und ist ziemlich aufgeregt.

Ich kann Lasse beruhigen: „Warten“ – bedeutet ja entweder „abwarten“ oder „ein Fahrzeug in der Werkstatt inspizieren“ lassen. Auf Schwedisch sind das zwei verschiedene Verben: „vänta“ und „serva“. Lasse fällt ein Stein vom Herzen und schwingt sich wieder ins Cockpit, gibt Gas. Will Spaß.  Noch 30 Minuten bis zur Fähre. Er kriegt sie!